5-Punkteplan für Deutschland: Umwelttechnologien


Umwelttechnologien – Deutschlands ungenutztes Potenzial als Innovationsführer

Vor einer Woche stellte Andreas Varesi seinen Zukunftsplan für Deutschland vor – fünf zentrale Handlungsfelder, die entscheidend dafür sind, dass Deutschland wieder Innovationsführer wird. Die vollständige Analyse ist hier abrufbar: Wie Deutschland wieder Innovationsführer werden kann.

Heute widmet sich Andreas Varesi dem ersten dieser Themen: den Umwelttechnologien.

Deutschland hat enormes Potenzial – nicht nur als Anwender, sondern auch als Anbieter von Spitzenlösungen. Doch es reicht nicht, lediglich PV-Module aus China zu installieren oder auf ausländische Technologien zu setzen. Wenn Deutschland die Umwelt tatsächlich nachhaltig schützen will, muss es durch eigene Innovationen überzeugen, die wirtschaftlich attraktiv sind und weltweit nachgefragt werden.

Hier einige Schlüsselbereiche, in denen Deutschland bereits führend ist – und warum Politik und Wirtschaft jetzt handeln müssen, um diese Position auszubauen.

1. Solarenergie – Innovation statt Importabhängigkeit

Deutschland hat das Rennen um die Produktion klassischer PV-Module längst an China verloren. Neben politischen Fehlern hat die deutsche Solarindustrie es versäumt, sich international wettbewerbsfähig aufzustellen.

Doch ein neues Technologiefenster öffnet sich im Bereich organische Dünnschicht-Solarzellen. Deutsche Forschungseinrichtungen, insbesondere die Fraunhofer-Institute IAP, IMWS und CAP, nehmen hier eine Spitzenposition ein.

Chancen für Deutschland

  • Entwicklung von flexiblen, kostengünstigen Solarfolien, die in Gebäude, Fahrzeuge und sogar Fenster integriert werden können.
  • Forschung am Solar Valley Bitterfeld, wo an der industriellen Serienfertigung von Dünnschicht-Solarzellen gearbeitet wird.
  • Stärkere Unabhängigkeit von asiatischen Lieferketten durch eine wettbewerbsfähige europäische Produktion.

Diese Technologie könnte nicht nur den Anteil erneuerbarer Energien im Strommix erhöhen, sondern auch Ladeinfrastruktur und Stromnetze entlasten.

2. Windenergie – Milliardenmarkt mit Zukunft

Während in Deutschland politische Parteien wie die AfD den Kampf gegen Windkraft führen, gehört die Branche weltweit zu den wenigen, in denen deutsche Unternehmen immer noch führend sind.

Drei deutsche Firmen zählen zu den Top 10 der globalen Windindustrie:

  • Siemens Gamesa (Platz 2)
  • Nordex (Platz 3)
  • Enercon (Platz 5)

Ein besonders innovatives Projekt entsteht derzeit in der Lausitz: das größte Windrad der Welt mit einer Höhe von 360 Metern. Die Gicon-Gruppe entwickelt hier ein sogenanntes Höhenwindrad, das konstant stärkere Winde in höheren Luftschichten nutzt.

Statt die Windbranche durch politische Unsicherheiten zu gefährden, sollten Politik und Wirtschaft die Milliardeninvestitionen, die besonders Ostdeutschland zugutekommen, aktiv fördern.

3. Wärmepumpen – Vom Exportschlager zum politischen Desaster

Deutschland war lange ein globaler Marktführer für Wärmepumpen-Technologien, mit Unternehmen wie Viessmann, Stiebel Eltron und Vaillant. Doch das politisch missglückte Heizungsgesetz (GEG) führte zu massiven Verwerfungen:

  • Run auf fossile Heizsysteme vor dem geplanten Verbot, wodurch die Wärmepumpennachfrage einbrach.
  • Vertrauensbruch durch das Zurückrudern der Regierung, was Investitionen und Arbeitsplätze gefährdete.
  • Verkauf der Vaillant-Wärmepumpensparte an den US-Konkurrenten Carrier Global – ein massiver Verlust für die deutsche Industrie.

Zukünftige wirtschaftspolitische Entscheidungen müssen mit mehr Sachverstand und Planungssicherheit getroffen werden, um nachhaltige Innovationen zu schützen.

4. Recycling & Kreislaufwirtschaft – Deutschlands ungenutzte Stärke

Deutschland ist Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft. Neben jahrelanger Erfahrung im Mülltrennen wurden auch innovative Recycling-Technologien entwickelt, die international führend sind.

Ein Beispiel ist das Lithium-Ionen-Batterie-Recycling:

  • Düsenfeld GmbH hat ein Verfahren entwickelt, das über 90 % der Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel zurückgewinnt.
  • Dies reduziert nicht nur die CO₂-Emissionen, sondern macht Deutschland weniger abhängig von Rohstoffimporten.

Auch im Bereich der Entsorgung beschädigter Batterien gibt es Fortschritte:

  • Battery Damage Services recycelt sogar abgebrannte Batterien und gewinnt wertvolle Materialien wie Kupfer und Aluminium zurück.

Diese Innovationen müssen verstärkt gefördert werden, um Deutschland als Technologieführer in der Kreislaufwirtschaft weiter auszubauen.

Fazit: Innovationskraft gezielt nutzen

Diese Beispiele zeigen: Deutschland hat das Potenzial, um nicht nur Vorreiter der Energiewende zu sein, sondern auch die Technologien für eine nachhaltige Zukunft zu liefern. Doch es braucht gezielte Investitionen, politische Weitsicht und wirtschaftliche Unterstützung, um diese Innovationen aus den Laboren in den Markt zu bringen.

In den nächsten Beiträgen geht Andreas Varesi darauf ein, wie Deutschland auch in den Bereichen Mobilitätswende, Biotechnologie, Künstliche Intelligenz und Bildung den Weg nach vorne finden kann.