Experteninterview mit Andreas Varesi für die Power2Drive
Auch 2025 setzt der BBNM e.V. die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Power2Drive Europe fort. Zum Auftakt wurde ein Interview mit Vorstandsmitglied Andreas Varesi veröffentlicht.
Hier die zentralen Aussagen des Interviews – das vollständige Gespräch ist auf der Power2Drive-Website abrufbar: Interview mit Andreas Varesi.
1. Einfluss von CSRD und EnEfG auf die Flottenelektrifizierung
Die EU Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) betrifft rund 15.000 große Unternehmen, die bis 2035 ihre Fahrzeugflotten dekarbonisieren müssen. Dieser Wandel hat einen Trickle-Down-Effekt auf Zulieferer, die ebenfalls nachhaltiger wirtschaften müssen.
Zusätzlich verpflichtet das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) über 55.000 Unternehmen zur Umsetzung von Energieeinsparmaßnahmen. Da Firmenfuhrparks oft über 50 % des Energieverbrauchs ausmachen, werden ab 2025 voraussichtlich 30.000 Unternehmen Teile ihrer Flotten elektrifizieren – was einen Markt von mindestens 600.000 neuen E-Fahrzeugen schafft.
2. Wirtschaftlichkeit von E-Nutzfahrzeugen
E-Nutzfahrzeuge weisen trotz hoher Anschaffungskosten erhebliche wirtschaftliche Vorteile auf:
- Geringere Betriebskosten durch niedrigeren Energieverbrauch und Wartungsaufwand
- Mautbefreiung und steuerliche Vorteile
- Langlebige Batterien mit Laufleistungen von bis zu 1 Million Kilometern
- Erfüllung von CSRD- und EnEfG-Vorgaben zur CO₂-Reduktion
Langfristig führen diese Faktoren zu erheblichen Kosteneinsparungen für Unternehmen.
3. Preisparität und der Markt für gebrauchte E-Autos
In China wurde 2024 dank staatlicher Subventionen und Skaleneffekten die Preisparität zwischen E-Autos und Verbrennern erreicht. In Europa wird dieser Punkt voraussichtlich 2025 erreicht, allerdings bremsen EU-Importzölle und Chinas Hochpreispolitik die Entwicklung.
Steigende Produktionszahlen und sinkende Batteriepreise treiben die Preisanpassung voran. Politische Maßnahmen wie zusätzliche Förderprogramme oder Steueranreize könnten diesen Prozess beschleunigen.
4. „Verbrenner-Verbot“ und gesellschaftliche Akzeptanz
Ab 2035 dürfen in der EU nur noch CO₂-freie Neuwagen zugelassen werden. Bestehende Verbrenner bleiben jedoch im Bestand.
Dennoch sorgt der Begriff „Verbrenner-Verbot“ für Verunsicherung. Um die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen zu steigern, sind entscheidende Maßnahmen notwendig:
- Preisparität mit Verbrennern
- Sozialleasing-Modelle, wie sie Frankreich bereits eingeführt hat
- Einfaches und kostengünstiges Laden, um die Nutzungshürden zu senken
5. CO₂-Flottengrenzwerte 2025: Auswirkungen auf die Automobilbranche
Ab 2025 müssen Automobilhersteller ihre Flotten-CO₂-Emissionen um 15 % senken. Besonders relevant:
- Der SUV-Bonus entfällt, sodass schwere Verbrenner nicht mehr durch höhere Emissionswerte begünstigt werden.
- Hersteller stehen vor steigenden Strafzahlungen, wenn sie die CO₂-Grenzwerte nicht einhalten.
- Folge: Verbrenner-Preise steigen, während E-Autos zunehmend günstiger angeboten werden.
Diese Entwicklung könnte zu Leasingpreisen unter 100 Euro für Elektrofahrzeuge führen, um die Nachfrage anzukurbeln.
6. Power2Drive Europe als Treiber der Ladeinfrastruktur
Die Power2Drive Europe ist der führende Branchentreff für Ladeinfrastruktur. Vier zentrale Themen stehen im Fokus:
I) Nutzerfreundliches und bezahlbares Laden
Laden muss so einfach und transparent werden wie heutige Mobilfunkverträge.
II) Flächendeckender Ausbau leistungsfähiger Ladeinfrastruktur
Fehler aus dem Mobilfunk- und Glasfaserausbau sollten vermieden werden.
III) Innovationen für netzunabhängiges Laden
Neue Lösungen wie Batterietausch-Systeme oder mobile Speicherlösungen müssen vorangetrieben werden.
IV) Bidirektionales Laden für Netzstabilität
Bidirektionales Laden könnte helfen, Netzschwankungen auszugleichen und kurze Dunkelflauten zu überbrücken. Hierfür sind jedoch rechtliche Anpassungen und kostengünstige Technologien erforderlich.
Fazit
Die Elektromobilität entwickelt sich rasant weiter – getrieben durch gesetzliche Vorgaben, wirtschaftliche Vorteile und technologische Innovationen. Die Power2Drive Europe bleibt eine zentrale Plattform, um diese Entwicklungen voranzutreiben und Lösungen für die Herausforderungen der Branche zu finden.