Als Exportweltmeister stehen China und Deutschland seit Jahren in direkter Konkurrenz. Dabei ist High-Tech Made in Germany für das Reich der Mitte von besonderem Reiz.
Chinas bisherige Eroberungen
In den letzten zehn Jahren hat die deutsche Industrie bereits ganze Branchen an den Eroberer aus Fernost verloren. Siemens besaß einst eine florierende Telekommunikationsbranche, Handys der Oberklasse und die große Cashcow des Unternehmens war Infrastruktur für Mobilfunknetze. Die anfangs unbeholfenen Versuche chinesischer Unternehmen, in den Markt der 3. Mobilfunkgeneration einzudringen, wurden in der Vorstandsetage milde belächelt, heute ist Huawei einer der Marktführer, wohingegen sich Siemens komplett zurückgezogen hat. Die deutsche Solarbranche war noch vor wenigen Jahren weltmarktführend, heute stammen nahezu alle Module aus China. Und bei der Elektromobilität gefallen sich Kanzlerin und deutsche Automobilisten in markigen Ankündigungen. Von Leitmarkt für Elektromobilität und von Neuausrichtung der Marken auf E-Autos ist die Rede, derweil machen Tesla und natürlich mal wieder die Chinesen das Geschäft.
Just-do-it vs. Innovation
Und nun die Baubranche. In China entstehen ganze Kleinstädte aus dem 3D-Drucker. Wer im Januar auf der Weltleitmesse Bau 2017 nach 3D-Drucktechnik am Bau gesucht hat, fand lediglich einen kleinen Stand der Technischen Universität München auf dem ein kleines Mäuerchen aus dem Drucker und ein paar Videos dazu gezeigt wurden. Natürlich sind unsere Lösungen wesentlich innovativer, als das, was die Chinesen da in der Praxis schon machen. Selbst deutsche Dämmvorschriften lassen sich mit dem in München entwickelten Verfahren erfüllen. In gut zwei Jahren sollen hier schon kommerzielle Betondrucksysteme auf dem Markt erscheinen.
Langfristige Übernahmestrategie
Nur, wer glaubt, Deutschland hätte hier noch eine Chance, das Rennen zu machen, der hat die Weitsicht der Chinesen unterschätzt. Denn während bei uns an Universitäten noch fleißig geforscht wird, schaffen die staatlich gesteuerten Manager chinesischer Baumaschinenhersteller Fakten. Zentrales Element für den 3D-Druck von Gebäuden sind Betonpumpen und Robotik. Und auch hier ist deutsche Ingenieurtechnik mal wieder führend. Mit den Firmen Schwing und Putzmeister verfügt die deutsche Baumaschinenindustrie über die Marktführer im Bereich Betonpumpen und Kuka gehört zur Weltelite im Bereich Robotik. Als wir vor einigen Jahren bei Technomar im Auftrag des chinesischen Baumaschinenherstellers, Sany, den deutschen Markt auf Eintrittschancen untersucht hatten, wurde schnell klar, hier gibt es für Betonmischer und –pumpen Made in China keinerlei Bedarf. Doch statt sich davon abschrecken zu lassen, hat das Unternehmen 2012 den renommierten Betonpumpenhersteller Putzmeister gekauft. Der chinesische Analyst Liu Rong erklärte dazu: „Sany hat mit Putzmeister den goldenen Schlüssel für den europäischen, amerikanischen und indischen Markt gefunden“. Im selben Jahr stieg die Xuzhou Construction Machinery Group (XCMG) als Mehrheitseigner bei Schwing ein. Und 2016 kam dann noch das chinesische Investment von Midea in den deutschen Roboterbauer KUKA.
Deutschland macht die eigene Konkurrenz stark
Fakt ist, China verfügt nun sowohl über das praktische Know-how im Bereich des Gebäude-3D-Drucks als auch über die nötigen Komponenten samt deren Zugang zum Weltmarkt. Jetzt fehlen eigentlich nur noch die vom deutschen Steuerzahler finanzierten neuesten Forschungsergebnisse bei 3D-Druckverfahren. Mal schauen, ob unsere Politik weiterhin tatenlos zusieht, wie wir mit deutschem Know-How unsere eigene Konkurrenz stark machen und somit, wie bei Siemens und der Solarbranche geschehen, deutsche Arbeitsplätze vernichten. Denn wer langfristig zuschaut und nicht handelt, macht nicht nur die wirtschaftliche sondern auch die politische Konkurrenz stark, wie die Wahl eines Donald Trump eindrucksvoll gezeigt hat.
P.S. Wie weit China bereits beim Thema 3D-Druck ist, kann folgendem Artikel entnommen werden: https://chinavergleich.de/3d-drucker/